[05.07.2024]
Offenburg. Im Zuge der aktuellen Debatte um die Windkraftentwicklung fordert der Ortenaukreis Änderungen an den Plänen des Regionalverbandes Südlicher Oberrhein. Im Auftrag des Landes befasst sich der Regionalverband aktuell mit der Fortschreibung des Teilkapitels Windenergie; der Entwurf befindet sich gerade in der Offenlage.
Der Entwurf sieht für den Ortenaukreis 86 Vorranggebiete vor, was 3,4 Prozent seiner Fläche entspricht – ein höherer Anteil als in anderen Regionen. Dagegen regt sich Kritik. Landrat Frank Scherer äußerte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik seine Bedenken und bat um politische Unterstützung. Mit großer Mehrheit bei einer Gegenstimme (Grüne) und drei Enthaltungen (Grüne und AFD) beschlossen die Kreisräte daraufhin, dass der Ortenaukreis eine entsprechende Stellungnahme zur Teilfortschreibung Windenergie des Regionalverbands Südlicher Oberrhein abgibt.
„In den vergangenen 12 Jahren haben wir bereits 43 neue Windenergieanlagen genehmigt und werden dafür auch von Ministerpräsident Kretschmann als Musterschüler in Sachen Windkraft gelobt. Gerade auch deshalb darf es nun aber nicht zu einer Überforderung des Ortenaukreises kommen. Deshalb fordern wir unter anderem die Anrechnung aller bereits genehmigten Anlagen“, betonte Scherer.
Der Regionalverband hat in seinem Entwurf kleinere Windkraftstandorte (unter 3 Hektar) nicht berücksichtigt. Das bedeutet, dass 28 bereits gebaute oder geplante Windkraftanlagen im Ortenaukreis nicht auf das Flächenziel angerechnet werden. Nikolas Stoermer, Erster Landesbeamter und Umweltdezernent, kritisierte ebenfalls die Planung: „Hinzu kommt, dass das Flächenziel wenig geeignet ist angesichts der topografischen Verhältnisse des Schwarzwaldes und der Talsohle, dass neueste Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von 7,2 Megawatt deutlich mehr erneuerbaren Strom erzeugen können als ältere Anlagentypen“.
Mit der Forderung nach einer gleichmäßigeren Verteilung der Vorranggebiete möchte der Ortenaukreis sicherstellen, dass die Lasten der Energiewende gerecht verteilt werden. „Bei dem Ausbau der Erneuerbaren Energien handelt es sich um eine Gemeinschaftsaufgabe, deren Lasten gleichmäßig auf alle Schultern verteilt werden muss“, machte Stoermer während der Sitzung klar. „Die aktuell vorgesehenen Flächen von zusammen 3,4 Prozent würde einige Bereiche im Ortenaukreis über Gebühr belasten. Auch die Erholungsfunktion unserer einmaligen Natur- und Kulturlandschaft des Schwarzwaldes wäre damit gefährdet.“
Bis Ende August hat der Ortenaukreis nun die Möglichkeit, beim Regionalverband Stellung zu nehmen und eine gerechtere Planung einzufordern.