Der Winter steht vor der Tür, und mit ihm die große Kleiderschrank-Aktion: sortieren, ausmisten, ab in den Container. Doch was früher als gute Tat galt, wird heute zum Problem. Immer mehr Kleidungsstücke, die in den Altkleidercontainern landen, sind kaum noch zu gebrauchen – billig produziert, zu kurz getragen, zu schnell entsorgt.
Was einst ein Kreislauf war, in dem brauchbare Kleidung weitergegeben wurde, droht zu kippen. Die Textilflut wächst, die Qualität sinkt – und das bringt die gesamte Altkleiderbranche in Not. „Die Mengen steigen, die Qualität sinkt. Absatzmärkte fallen weg, gleichzeitig steigen die Kosten für Logistik, Personal und die Beseitigung von Fehlwürfen“, heißt es aus der Abfallwirtschaft. Kurz: Der Markt steht unter Druck, und mit ihm das bisher kostenlose Sammelsystem.
Das Geschäft mit den Altkleidern war nie ein einfaches. Doch jetzt lohnt es sich oft nicht einmal mehr, die Ware zu sortieren. Der Markt ist zusammengebrochen, viele Container verschwinden – auch in der Ortenau. „Erlöse lassen sich mit gebrauchten Textilien kaum noch erzielen“, so die nüchterne Bilanz.
Dabei ist die Dimension gewaltig: Rund eine Million Tonnen Altkleider werden jedes Jahr in Deutschland gesammelt. Vor 15 Jahren wurde Kleidung im Schnitt doppelt so lange getragen wie heute. „Fast Fashion“ – das schnelle Modekarussell – hat aus Stoffen Wegwerfware gemacht.
Doch im Ortenaukreis will man sich dem Trend nicht einfach beugen. „Ergänzend zum Sammelsystem der gewerblichen oder gemeinnützigen Sammler bietet der Ortenaukreis schon seit Herbst 2024 auf seinen Wertstoffhöfen die Möglichkeit, gut erhaltene und saubere Kleidung in die dortigen Altkleidercontainer einzuwerfen. Dieses Angebot wird derzeit deutlich ausgebaut, zusätzliche Altkleidercontainer werden schrittweise aufgestellt“, erklärt Günter Arbogast, Geschäftsführer des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Ortenaukreis.
Wer Kleidung abgibt, soll künftig genau hinschauen. Nur tragfähige, saubere und trockene Stücke sollen in den Container. Paarweise gebündelte Schuhe, Bettwäsche, Handtücher – ja. Nasse, verschmutzte oder zerrissene Kleidung – nein. „Damit schaffen wir verlässliche Abgabemöglichkeiten und halten tragfähige Kleidung länger im Kreislauf – das entlastet Umwelt und Geldbeutel“, sagt Arbogast.
Denn das, was in den Containern landet, bestimmt, ob daraus noch etwas werden kann. Gut Erhaltenes wird weiterverwendet oder ins Ausland verkauft, vor allem nach Afrika und Osteuropa. Was unbrauchbar ist, endet als Putzlappen, Dämmstoff – oder im Restmüll.
Wer ständig neue Billigmode kauft, trägt unweigerlich zu dem Problem bei. Der Preis für das T-Shirt mag niedrig sein, doch die Folgen sind es nicht. Schon heute türmen sich Textilberge, für die es keinen Markt mehr gibt. Vielleicht, so die Hoffnung, wird beim nächsten Einkauf wieder gefragt: „Muss es wirklich das fünfte T-Shirt für fünf Euro sein?”
Mehr Informationen und Tipps gibt es unter www.abfallwirtschaft-ortenaukreis.de





