[07.4.2005]
Wolfach. In der rappelvollen Festhalle verwöhnten die Bauern am vergangenen Samstag zahlreiche Gäste mit einem Essen aus heimischen Produkten. Mit einer Dia-Show, dem Bauernkabarett „Bure zum Alange.“ und der Präsentation des bäuerlichen Internetportals www.mitten-im-schwarzwald.de hatten sie Highlights am laufenden Band auf Lager.
Mitorganisator Helmut Schneider (Vorsitzender BLHV-Wolfach) führte durchs Programm. Eindrucksvoll zeigten der BLHV und die Landfrauen Wolfach und Oberwolfach in der Wolfacher Festhalle den Gästen, wie lecker und qualitativ hochwertig Lebensmittel, die auf den Höfen produziert werden sind. Das Essen, dass kredenzt wurde, war ein kulinarisches Verwöhnprogramm. Zartes Rindfleisch spielte die Hauptrolle auf dem Teller.
Das Team des Gasthauses „Hirschen“ Oberwolfach hatte das leckere Festmal gekocht. Die Helfer servierten Teller nach Teller in schneller Folge und taten alles, damit sich die vielen Gäste richtig wohlfühlten. Schon das zweite Mal packten die Landwirte ein solches Großprojekt zusammen an und boten ein abwechslungsreiches Abendprogramm.
Mit Humor verstand Schneider es auf die Probleme der Landwirte aufmerksam zu machen. Für die Dia-Show wurden die Fotoalben geplündert und das Bildmaterial zeigte das Leben im Wolftal sehr eindrucksvoll. Der Abend war ein beeindruckender Beweis dafür, dass die Bauern damals wie heute mit ganzem Herzen für ihren Schwarzwald kämpfen, früher mit einfachen Waffen, heute mit Worten und neuen Ideen. Geschickt verbanden die Organisatoren Aufklärung, Werbung, Spaß und kulinarische Genüsse miteinander.
Helmut Schneider versuchte klarzumachen, dass alle im „Hotel Schwarzwald“ wohnen. „Wir sind ihre Hoteliers“, sagte er. Man könne das Hotel nur am Laufen halten, wenn es Unterstützung gibt. Es müssen wieder mehr regionale Produkte vor Ort vermarktet werden, das wurde allen klar.
Schonungslos räumten die Showtalente auf der Bühne mit so manchem Gerücht über die Bauern auf, angefangen beim beneideten Subventionsempfänger bis hin zur bemitleideten Spezies – der Bauer als bedrohte Minderheit. Auch in Sachen Milch klopften sie einem Diskounter auf die Finger, der in diesen Tagen die Milch zu Dumpingpreisen verschleuderte. Dem Publikum wurde klar, dass hinter all der Satiere ernste Probleme stecken.
Für Renate Künast trällerten sie: „Renate ich hol dich mit dem Traktor ab“. „Sag mir wo die Bauern sind“, sangen sie und orakelten damit über die vielleicht düstere Zukunft, vielen Höfen droht das Aus. Sie zogen viele Parallelen zwischen gestern und heute und schimpften über die Preispolitik von Discountern und über unnötige Auflagen und Regularien. Wolfgang Winterhalder schlüpfte in die Rollen verschiedener Kurgäste, die auf ihre Weise den Bauern (Nikolaus König) beschnupperten und ausfragten und sei es „all inklusive“ mit alange (anfassen), so wie im Werbeprospekt angepriesen.
Ja sogar, ins Melken lies sich Tourist „Schwaderlappen“ einweisen, der sich dabei natürlich alles andere als geschickt anstellte. Für ihn war sogar der Melkschemel ein unbekanntes Utensil, dass sicher aus dem Fundus eines Erotikversands stammt. An einer Melkatrappe hantierten die beiden so lange miteinander, bis endlich die ersten Tropfen aus dem imaginären Euter sprizten.
Auf der Bühne reisten sie gemeinsam in die Vergangenheit, kämpften im Bauernkrieg und stapften als Römer durch den Schwarzwald. Sie spielten vor, wie man auch den kleinsten Maulwurfshügel „als Ackerland“ zu registieren kann, um den neuen Richtlinien Rechnung zu tragen.
Die beiden Landwirte nutzen das Kabarett seit einigen Jahren als Sprachrohr für die Schwarzwaldbauern. Sie kamen gern wieder nach Wolfach, denn es freut sie besonders, das die drei Verbände so rege sind. „Unsere Saat fällt hier auf fruchtbaren Boden.“, findet König. Er lobte den Aktivismus der Wolftaler Bauern. Für die Organisatoren war der Abend ein durchschlagender Erfolg, der nur durch das gemeinsame Anpacken aller Helfer ermöglicht wurde.
Text und Fotos: Anke Bauer