
[19.05.2025]
Ortenau. Der Schutz des Jungwildes in der Ortenau hat ein neues technisches Niveau erreicht: Mit modernen Drohnen, Wärmebildkameras und dem Einsatz dutzender Freiwilliger konnten vergangene Woche drei Rehkitze vor dem sicheren Tod durch Mähmaschinen bewahrt werden. Mitten im Geschehen: Landrat Thorsten Erny, der sich selbst ein Bild von der Arbeit des Vereins Kitzrettung Ortenau e. V. machte.
„Die Rehkitzrettung ist ein hervorragendes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jägern und ehrenamtlichen Helfern“, sagte Erny im Anschluss an den Einsatz rund um Allmannsweier. „Beeindruckend ist die Technologie, sie ermöglicht eine schnelle und sichere Rettung der Tiere und zeigt, wie wertvoll moderne Technik in solchen Einsätzen sein kann.“
Der Rettungseinsatz beginnt meist bei Sonnenaufgang, wenn sich Rehkitze noch regungslos im hohen Gras verstecken. Gerade dann machen sich ihre Körpertemperaturen im Kontrast zur kühlen Umgebung besonders gut sichtbar – ein klarer Vorteil für die Wärmebilddrohnen. Nachdem die Tiere lokalisiert wurden, greifen die Helfer behutsam zu: Die Kitze werden in mit Gras ausgepolsterte Kartons gelegt und an einem schattigen Ort außerhalb der Wiese abgestellt. Dort warten sie, bis die Mahd abgeschlossen ist. Die Rehgeiß bleibt meist in der Nähe und führt ihr Kitz anschließend wieder sicher zurück.
Die Zahlen zeigen den Erfolg: Allein im vergangenen Jahr retteten die Ehrenamtlichen in der Ortenau über 1000 Rehkitze vor dem Mähtod. Der Einsatz wird über die „GoZee“-App koordiniert, über die Landwirte ihre Mähtermine melden können. Jäger weisen daraufhin die entsprechenden Flächen den 25 Drohnenteams zu. Bei günstigen Wetterbedingungen sind bis zu 100 Helfer gleichzeitig im Einsatz – von frühmorgens bis zur letzten Mahd.
„Die Zusammenarbeit aller Beteiligten funktioniert hervorragend. Es macht Spaß, als starkes Team zusammenzuarbeiten“, betont Kreisjägermeister Georg Schilli. Besonders hebt er den engen Schulterschluss zwischen Landwirten, Jägern und Helfern hervor: „Es ist ein tolles Gefühl, mit so vielen engagierten Menschen zusammenzuarbeiten, die sich leidenschaftlich für den Tierschutz einsetzen.“
Auch Klaus Niehüser, Team-Administrator für Lahr, ist überzeugt vom Einsatz der Technik: „Aus Erfahrung weiß ich, dass viele verletzte Tiere nach dem Mähen noch stundenlang leiden. Während andere Präventionsmaßnahmen häufig nicht erfolgreich sind, finden wir mittels der Drohnentechnik alle Kitze und können sie vor Schaden bewahren.“
Die Monate Mai und Juni gelten als besonders kritisch – in dieser Zeit werden viele Rehkitze geboren und bleiben bewegungslos im Gras verborgen. Gleichzeitig beginnt für die Landwirte die Mahd – eine tödliche Gefahr für das Jungwild. Dabei schreibt das Tierschutzgesetz klar vor: Flächen müssen vor der Mahd kontrolliert und gegebenenfalls Wildtiere gerettet werden. Verstöße können empfindliche Strafen nach sich ziehen – bis hin zu Geld- oder Freiheitsstrafen.