Ob als Zutat für leckere Gerichte, wärmender Snack auf dem Weihnachtsmarkt oder stimmungsvolle Dekoration im Herbst: Die Edel- oder Esskastanie erfreut sich großer Beliebtheit. Lange Zeit wurde ihr weniger Beachtung geschenkt, aber in den vergangenen Jahren erlebt diese vielfältige Baumart ein regelrechtes Comeback.

Auch im Bemühen um klimatolerante Mischwälder setzen Wissenschaft und Forstleute nun verstärkt auf diesen Laubbaum. „In Deutschland umfasst das Vorkommen der Edelkastanie rund 7500 Hektar, die größten zusammenhängenden Gebiete liegen dabei in der Pfalz und im nördlichen Ortenaukreis“, erklärt Hans-Georg Pfüller, Leiter des Amts für Waldwirtschaft des Ortenaukreises. Ursprünglich brachten die Römer die Edelkastanie über die Alpen zu uns. Früh erkannten die Menschen ihren Wert und siedelten sie gerne in ihrer Nähe an. Kein Wunder also, dass sie auch heutzutage besonders häufig in Weinbaugebieten vorkommt.

Die Edelkastanie blüht von Juni bis Juli und bezaubert dann durch ihre bis zu 15 Zentimeter langen Kätzchen, die männlichen Blüten. Bereits im Oktober sind ihre Früchte reif und können gesammelt werden. Engagierte Selbstsammler sollte sich hierbei an die erlaubte Höchstmenge, den sogenannten Eigenbedarf, halten.

Im Ortenaukreis werden jedes Jahr ab Mitte Oktober größere Mengen Saatgut gesammelt. „Dieses wird dringend benötigt, um die Nachzucht dieser klimastabilen Baumart zu sichern“, erläutert Hartmut Engler, der am Amt für Waldwirtschaft die Saatguternte im Ortenaukreis koordiniert. „Esskastanienpflanzgut wird in den vergangenen Jahren immer stärker nachgefragt, insbesondere für Wiederbewaldungsprojekte auf Schadflächen in ganz Deutschland und den Nachbarländern“, so Engler. Gleich mehrere Baumschulen und die Staatsklenge Nagold sammeln derzeit annähernd zeitgleich in ausgewählten Erntebeständen und können somit herkunftsgesichertes Pflanzgut aus dem Ortenaukreis anbieten.

„Die Edelkastanie ist für uns ein wichtiges Element bei der Klimaanpassung unserer Wälder“, erläutert Amtsleiter Pfüller. „Trotzdem ist sie keine „Wunderbaumart“. Sie verträgt zwar höhere Jahresmitteltemperaturen bis zu ca. 13°C, benötigt aber trotzdem eine einigermaßen ausgeglichene Wasserversorgung“. Deshalb empfehlen die Forstfachleute ihre Pflanzung in den unteren Schwarzwaldlagen eher auf der Winterseite, in südexponierten Lagen am Unter- und Mittelhang. „Auf trockenen Kuppenlagen oder auf Süd- und Südwest ausgerichteten Lagen hingegen ist die Gefahr von Trockenschäden ähnlich hoch einzuschätzen wie bei der heimischen Buche,“ fasst Revierleiter Michael Sauter seine Erfahrungen zusammen, die er über viele Jahre im Revier Lautenbach gesammelt hat, das eines der besonders kastanienreichen Reviere des Ortenaukreises ist.

„Die Edelkastanie ist ein echter Schnellstarter!“, stellt Sauter fest. Mit dieser Baumart könne schon in wenigen Jahrzehnten wertvolles Stammholz heranwachsen. Damit sie sich optimal entwickeln kann, müsse man aber schon sehr früh und regelmäßig richtig Platz im Kronenraum schaffen.

Wer sich dafür entscheidet, Edelkastanien in den eigenen Wald zu pflanzen, sollte zudem an einen geeigneten Verbissschutz denken, denn auch das heimische Wild freut sich über die schmackhaften Blätter und Knospen der jungen Bäume.

Interessierte Waldbesitzende werden vom Amt für Waldwirtschaft in Offenburg und den zuständigen Revierleitenden gerne zu dieser Baumart beraten.

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