[02.05.2023]
Hausach.(vg) Als Dirk die nächtlichen Satellitenbilder der USA sah, wusste er sofort, wohin er mit seinem Motorrad fahren würde: in den Südwesten. Dorthin, wo es am wenigsten Lichter gibt. Von San Francisco aus fährt er durch Nationalparks, in die einsamen Wüstenregionen von Arizona und andere dünn besiedelte Gebiete zwischen Kalifornien und Colorado bis zur mexikanischen Grenze. Zwischen Rocky Mountains und Death Valley (Tal des Todes) trifft er auf außergewöhnliche, skurrile und doch sympathische Querköpfe, denen er auf normalen touristischen Wegen nie begegnen würde.

In den Alabama Hills wurden früher Western gedreht. Hier trifft Dirk auf Craig, der auf seinem Hof einen riesigen Schrottplatz angehäuft hat. Außerdem montiert er an jedes Fahrzeug, das ihm in die Hände fällt, einen Motor. An ein altes Dreirad, mit dem er zum Einkaufen fährt, hat er einen Rasenmähermotor angebaut. Ohne Politik geht es ebenfalls nicht. In Craigs Garten steht ein aus Müll gebastelter Donald Trump in Unterhosen, auf denen Größe XXS steht.

«Fahr doch nach Cerro Gordo», sagte Craig zu ihm. «Robert, der einzige Bewohner, hat dort oben schon lange niemanden mehr gesehen.»

Der kleine Ort Cerro Gordo („Fettberg“ auf Spanisch) ist als Schauplatz der Wildwestgeschichte bekannt. Einst lebten hier 2.000 Menschen, für die es sieben Bordelle gab. In den 1870er Jahren, zur Blütezeit der Silberminen, gab es hier durchschnittlich einen Mord pro Woche. Im Saloon sind noch Einschusslöcher an den Wänden zu sehen, so endete früher oft ein Pokerspiel.
Heute lebt der 74-jährige Robert allein in dem Geisterdorf. Trotz der völligen Einsamkeit sagte der betagte Bewohner zu seinem Gast aus Deutschland, dass er bis zum Ende seines Lebens hier bleiben werde.

Die vielleicht denkwürdigste Begegnung hatte Dirk mit der 80-jährigen Helen. Sie wanderte unermüdlich durch das glühend heiße Death Valley. Es war eine Tour, die sie sich selbst zum Geburtstag geschenkt hatte. Auf die Frage, warum sie sich für ein solches Geschenk entschieden hat, antwortete die 80-Jährige: «Manche Dinge sollte man tun, bevor man zu alt ist.»

Dirk Schäfer hatte nicht nur das Glück, ungewöhnliche Menschen zu treffen. Auch konnte er in nur 4 Stunden ca. 2000 Jahre alte Pietroglyphen am Sky Rock finden, nach denen viele andere Leute vergeblich suchen.

Als Dirk entlang der berühmten Route 66 fuhr, sah er unglaublich viel Müll, viele verrostete Autos und einen riesigen Friedhof für ausrangierte Flugzeuge, die in der Wüste zu Hunderten herumstehen.

Foto: Dirk Schäfer

Neben beeindruckenden Fotos von den monumentalen Landschaften der Nationalparks schaffte Dirk es noch, in einem Hotelbett mit sechs Kissen zu schlafen (das Geheimnis: je mehr Kissen, desto höher der Zimmerpreis), scheußliches Bier mit Zitronen- und Tomatengeschmack zu probieren und im Pub „Das blaue Schwein“ mit dem Bluesmusiker Doc ordentlich zu feiern.

Anschließend besichtigte er die Slab City, eine verrückte Mischung aus postapokalyptischer Stadt und Kunstmuseum mit prächtigen Installationen aus Müll. Slab City mit seinen 150 Einwohnern ist ein Top-Tipp für alle, die moderne Kunst lieben und den letzten freien Ort Amerikas live erleben wollen.

Laut Dirk Schäfer handelt seine nächste Multivisionsshow von Saudi-Arabien. Sie wird allerdings nicht mehr in Hausach stattfinden. Zur Verwunderung des Publikums war dies die allerletzte Veranstaltung von Kinzigtal Weltweit. Organisator Michael Hoyer verkündete mit einer Wunderkerze auf der Bühne, dass die Kinzigtäler nun schon 10 Jahre rund um die Welt gereist seien und er sich entschlossen habe, die Veranstaltung wenn es am schönsten ist einzustellen. Auf Nachfrage teilte Assistentin Jennifer Benevento mit, dass man sich auf größere Projekte wie z.B. die Event-Reihe story VS konzentrieren wolle.

Für die Kinzigtäler heißt das, künftig entweder ihr Fernweh in Villingen-Schwenningen auszuleben oder selbst auf große Fahrt zu gehen. Denn wie die 80-jährige Helen in Death Valley klugerweise sagte: «Manche Dinge sollte man besser tun, bevor man zu alt ist.»

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