Zurück in die Zukunft: Rückblick 2002

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Die „Spekulationsblase" an den Aktienmärkten und die von ebenso viel Fantasie getragenen, scheinbar grenzenlosen Expansionsträume der IT-Branche haben eines gemeinsam: Sie sind geplatzt.

Die Party ist vorbei, viele Träume ausgeträumt: Über 180 Milliarden Euro haben alleine die Deutschen in den letzten 18 Monaten an der Börse „verbrannt". Nicht zuletzt die überdurchschnittlich stark vertretene IT- und Medienbranche sorgte mit Ihrem hohen Anteil an neu gegründeten, opulent ausgestatteten Firmen und ihren sehr selbstbewusst agierenden, visionär begabten Managern für eine wahre Euphorie am neuen Markt. Das Informationszeitalter schien sich nun auch wirtschaftlich zum Wohle aller Beteiligten auszuwirken und ließ Lottomillionäre langweilig, geradezu unsportlich wirken. Vor diesem Hintergrund waren dann vor zwei Jahren unseren Mobilfunkbetreibern ca. 50 Milliarden Euro für die schlichte Erlaubnis, die nächste, in ihrem tatsächlichen Nutzen höchst fragwürdige (UMTS-)Mobilfunkgeneration in Deutschland betreiben zu dürfen nicht zuviel, frei nach der Devise „Warum wenig, wenn auch viel geht?".

Heute steht nicht nur die ITK-Branche vor einem mittleren Scherbenhaufen. Die Überhitzung der Aktienmärkte sowie politische Instabilitäten und deren Folgen sind weltweit gültige, die Einführung des Euro und die damit verbundenen „Rechenschwierigkeiten" so mancher Anbieter (2:1 oder 1:2 ist eben nicht das gleiche) nationale Faktoren für die derzeitig vorherrschende Depression.

Es ist sicherlich noch nicht in vollem Umfang absehbar, welche Folgen diese Entwicklung für uns haben wird, doch eines scheint sicher: Gegenseitiges Misstrauen („Traue keinem außer Dir selbst") und eine ausgeprägte Abneigung gegen Ausgaben aller Art („Schnäppchenjägermentalität) sind nicht gerade förderlich für einen gesellschaftlichen Gesundungsprozess. Da erscheint es kaum noch verwunderlich, wenn große Handelsketten mit unsäglichen, am geistigen Tiefpunkt angekommenen Slogans wie „Geiz ist geil" und „Ich bin doch nicht blöd" nicht im öffentlichen Abseits landen, sondern quer durch alle Bevölkerungsschichten Zuspruch finden.

Ein deutsches Phänomen? Mitnichten. Obwohl ebenfalls nicht verschont geblieben von den weltweiten wirtschaftlichen und politischen Schockwellen zeichnet sich zum Beispiel bei unseren niederländischen Nachbarn eine bewundernswerte Resistenz gegen den Untergang des fairen Miteinanders ab: Hier ist es nach wie vor eine Selbstverständlichkeit, die Dinge des täglichen Lebens im örtlichen Einzelhandel einzukaufen. Kaum jemand käme dort auf die Idee, größere Anschaffungen beim vermeintlich günstigen Flächenmarkt auf der 150 Kilometer entfernten „grünen Wiese" zu tätigen. Große, europaweit agierende Flächenmärkte beißen sich schon seit Jahren in ihrem Bemühen die Zähne aus, dort im großen Stil Fuß zu fassen. Es ist einfach nach wie vor üblich, mit Menschen die man kennt auch in wirtschaftlicher Hinsicht zusammenzuarbeiten. Sicherlich ist es nicht nur dieser Umstand der dazu beiträgt, dass die Niederlande gegen gesellschaftlich destabilisierende Einflüsse besser gewappnet scheinen.

Es bedarf keiner großen Worte oder Taten, um auch in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit den Umgang miteinander fair und vertrauensvoll zu gestalten. Für uns hat sich die langjährige Philosophie bewährt, unseren Kunden die möglichst beste und bedarfsgerechte Beratung, sowie einen Verkauf fernab von Umsatzmaximierung und Profitdenken zu bieten. Solidität und Kontinuität stehen bei uns nach wie vor an erster Stelle. Gerade -oder erst recht- in Zeiten lauter Töne.

Herzlichst, Ihr

Arthur Geiger

Zur Person:
Arthur Geiger (34) ist als Inhaber eines IT-Fachbetriebes in Fachausschüssen tätig, und schreibt u.a. regelmäßig für EDV-Fachzeitschriften.

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