[10.2.2006]
In Baden-Württemberg entstanden im Jahr 2005 per saldo kaum neue Arbeitsplätze. Jahresdurchschnittlich waren im Land 6 500 Personen mehr erwerbstätig als 2004, was einem geringen Zuwachs um lediglich 0,1 Prozent entspricht. Insgesamt hatten im Jahr 2005 fast 5,4 Millionen Erwerbstätige ihren Arbeitsplatz in Baden-Württemberg.
Zu diesen Ergebnissen kommt das Statistische Landesamt nach Auswertung der ersten vorläufigen Berechnungen des Arbeitskreises »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder«. Zu den Erwerbstätigen zählen neben den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitern und Angestellten auch Beamte, Selbstständige einschließlich mithelfende Familienangehörige und Ich-AGs sowie ausschließlich geringfügig Beschäftigte wie Personen mit Minijobs oder Zusatzjobs. Die gut 3,7 Mill. sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeiter und Angestellten stellen dabei mit einem Anteil von rund 70 Prozent die mit Abstand größte Berufsgruppe unter den Erwerbstätigen.
Dass es im Land im vergangenen Jahr unter dem Strich überhaupt neue Arbeitsplätze gab, war vor allem auf arbeitsmarktpolitische Förderprogramme zurückzuführen. Ohne die Ausweitung der Ich-AGs im Jahr 2005 um durchschnittlich rund 6 300 auf über 22 000 und die Förderung von Arbeitsgelegenheiten gemäß Sozialgesetzbuch II (SGB II) in Höhe von jahresdurchschnittlich fast 11 000 Zusatzjobs (Ein-Euro-Jobs) wäre die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2005 zurückgegangen.
Auf der Haben-Seite der Beschäftigungsbilanz 2005 steht die Beobachtung, dass sich der Stellenabbau in der Berufsgruppe der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten beträchtlich verlangsamt hat. Im Durchschnitt der ersten zehn Monate 2005 gab es rund 20 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, während im gleichen Zeitraum 2004 landesweit noch über 50 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze abgebaut worden waren. Dafür fiel im Gegenzug nach ersten Schätzungen der Zuwachs der so genannten Minijobs (400 Euro-Jobs), also der Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten, 2005 spürbar geringer aus als 2004.
Nicht zuletzt spiegelt sich in dem nur sehr geringen Zuwachs der Gesamtbeschäftigung auch der moderate Wachstumskurs der baden-württembergischen Wirtschaft im Jahr 2005 wieder. Ersten Schätzungen zufolge fielen sowohl das Wirtschaftswachstum als auch der Erwerbstätigenzuwachs im Jahr 2005 schwächer aus als ein Jahr zuvor. Im Jahr 2004 hatte es jahresdurchschnittlich per saldo noch 12 200 neue Arbeitsplätze gegeben, was einem prozentualen Zuwachs um 0,2 Prozent entspricht (Schaubild, Tabelle 1).
Wie bereits seit 2002 zu beobachten, war die Erwerbstätigenentwicklung im Land geprägt durch einen Stellenzuwachs im Dienstleistungssektor (+32 800) verbunden mit einem Stellenabbau in der produzierenden Wirtschaft1) (–26 300). Bei unverändert hohem Stellenabbau im Bereich der Industrie1) in den Jahren 2004 und 2005 schwächte sich der Erwerbstätigenzuwachs im Dienstleistungssektor 2005 jedoch ab.
In einigen Dienstleistungsbereichen wie im Handel, im Verkehr einschließlich Nachrichtenübermittlung sowie bei Banken und Versicherungen wurden Arbeitsplätze abgebaut, und in anderen Bereichen wie im Gastgewerbe und bei Unternehmensdienstleistern schwächte sich der Stellenzuwachs ab.
Einzig bei den öffentlichen und privaten Dienstleistern, zu denen neben dem Bereich öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung auch Gesundheitsdienstleister oder Unternehmen im Bereich Kultur und Sport gehören, gab es einen verstärkten Erwerbstätigenzuwachs. Insbesondere im Bereich öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung ist der Stellenzugang auf die Schaffung von Zusatzjobs zurückzuführen.
Gemessen an anderen Bundesländern ist die Arbeitsplatzsituation im Land allerdings günstig. Lediglich in Hamburg, Bayern, Baden-Württemberg und im Saarland gab es im Jahr 2005 mehr Erwerbstätige als 2004. In den übrigen 12 Bundesländern erreichte die Erwerbstätigenzahl dagegen nicht mehr das Vorjahresniveau, so dass die Zahl der Erwerbstätigen bundesdurchschnittlich um 0,3 Prozent niedriger lag als 2004.
Text: Statistisches Landesamt