Deutscher Paß nicht mehr so begehrt

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[28.4.2005]
Im Jahr 2004 erwarben ingesamt 16 068 ausländische Staatsangehörige in Baden-Württemberg einen deutschen Pass. Die Zahl der Einbürgerungen lag damit deutlich unter der bisherigen Höchstmarke von rund 29 000 im Jahr 2000.

Nachdem bereits bis 2003 ein deutlicher Rückgang auf 19 500 Einbürgerungen zu verzeichnen war, hat sich die Zahl im Jahr 2004 um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr verringert

Seit Inkrafttreten der neuen Regelungen des Staatsangehörigkeitsrechts zum 1. Januar 2000 haben sich bislang knapp 115 600 Ausländer in Baden-Württemberg einbürgern lassen.

Bei etwa 68 Prozent der Einbürgerungen im Jahre 2004 nahmen Ausländer, die seit mindestens acht Jahren rechtmäßig in Deutschland lebten, den Anspruch auf Erwerb eines deutschen Passes wahr. Den mit Blick auf die Rechtsgründe zweitgrößten Anteil an den Einbürgerungen 2004 stellten die Fälle, in denen Ehegatten und minderjährige Kinder von eingebürgerten Ausländern mit eingebürgert wurden (rund 14 Prozent). Am dritthäufigsten (10 Prozent) waren Einbürgerungen von ausländischen Ehegatten deutscher Staatsbürger. Hauptsächlich handelte es sich hier um ausländische Ehefrauen.

Wie das Statistische Landesamt weiter feststellt, bildeten die zuvor türkischen Staatsbürger die mit Abstand größte Nationalitätengruppe unter den rund 16 000 im vergangenen Jahr Eingebürgerten. Auf sie entfielen mit etwa 6 500 Fällen rund 41 Prozent aller Einbürgerungen. Gleichwohl ist die Zahl der eingebürgerten Türken gegenüber dem Vorjahr um gut ein Drittel zurückgegangen – doppelt so stark wie die Abnahme der Einbürgerungen insgesamt.

An zweiter Stelle folgten die etwa 2 000 Einbürgerungen von Angehörigen der heute selbstständigen Staaten des früheren Jugoslawien (12 Prozent). Die übrigen rund 7 500 Einbürgerungen entfielen auf Ausländer aus weiteren rund 130 Ländern der Erde. Darunter befanden sich etwa 2 900 Fälle, in denen Angehörige asiatischer Staaten die deutsche Staatsangehörigkeit erhielten, hauptsächlich aus dem Iran (etwa 460) und dem Irak (rund 340).

Eine deutliche Zunahme war bei den Einbürgerungen von Staatsangehörigen aus der Europäischen Union zu verzeichnen – von etwa 280 Fällen in 2003 auf rund 1 800 im vergangenen Jahr. Sie ergab sich zum Einen durch Einbürgerungsfälle aus den neuen Mitgliedsländern. Dies betraf knapp 550 Einbürgerungen. Zum Anderen erhielten 2004 jeweils fast 500 griechische und italienische Staatsbürger einen deutschen Pass, nachdem in den Vorjahren bei diesen Nationalitäten nur sehr wenige Einbürgerungen erfolgt waren.

Die Einbürgerungsregelungen setzen im Grundsatz die Aufgabe der bisherigen Staatsbürgerschaft voraus. Nur unter bestimmten Bedingungen wird ein „Doppelpass“ zugelassen. Dies war im vergangenen Jahr bei knapp 4 600 Einbürgerungen der Fall.

Somit erfolgten fast 29 Prozent der Ausländereinbürgerungen unter Hinnahme einer doppelten Staatsbürgerschaft. Hier ist jedoch – so das Statistische Landesamt – ein deutlicher Rückgang gegenüber den Vorjahren festzustellen. So lag der Anteil der mit einem „Doppelpass“ eingebürgerten Ausländer in 2000 und 2001 jeweils noch bei etwa 46 Prozent. Die meisten Fälle der im vergangenen Jahr unter Hinnahme der Mehrstaatigkeit Eingebürgerten betrafen Personen aus Griechenland, Italien, dem Iran und der Türkei.

Einbürgerungen werden vor allem von jüngeren Ausländern wahrgenommen. Rund zwei Drittel der im vergangenen Jahr Eingebürgerten waren jünger als 35 Jahre, weitere 22 Prozent befanden sich im Alter zwischen 35 und 45 Jahren. Demgegenüber lag der Anteil der 60-Jährigen und Älteren an allen Einbürgerungen bei lediglich knapp 2 Prozent. Daraus ergab sich ein mittleres Alter der in 2004 eingebürgerten Ausländer von nahezu 30 Jahren. Sie waren damit im Mittel deutlich jünger als die deutsche Bevölkerung, deren mittleres Alter sich auf etwas mehr als 41 Jahre belief.

Text und Grafik: Statistisches Landesamt
Bild: Anke Bauer

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