[27.9.2006]
Wolfach. Wenn der September auch noch mit spätsommerlich warmen Tagen aufwartet, der Sommer 2006 ist zumindest meteorologisch betrachtet seit dem 1. September zu Ende. Es war auf jeden Fall ein sehr bemerkenswerter und kontrastreicher Sommer. Während die Monate Juni und Juli fast acht Wochen pures Sommerwetter bescherten, verhinderte der bislang kälteste August der Wolfacher Messreihe, dass sich dieser Sommer mit dem Jahrhundertsommer aus dem Jahre 2003 messen lassen konnte.
Eine Zwischenbilanz Ende Juli zeigt, dass er eigentlich auf dem Weg war, den Rekordsommer 2003 zumindest in Bedrängnis zu bringen. Die Mitteltemperatur beider Monate lag zu diesem Zeitpunkt nur 0,4 Grad zugunsten 2003 auseinander, bei den Sommertagen führte 2003 mit zwei Tagen Vorsprung, bei den heißen Tagen jedoch stand es Ende Juli 22:16 für den diesjährigen Sommer.
Es wäre also noch ein spannendes Rennen geworden, wenn der August seinen Teil dazu beigetragen hätte. Es war wie bei einem Staffellauf, nur bei der Übergabe verlor der August den Stab und damit war die Chance vertan. Schlimm, dass man noch andere Mitbewerber fürs Siegertreppchen davonziehen lassen musste, die man sicher hinter sich wähnte. Am Ende reichte es grade noch für den fünften Platz der Sommerhitliste. Auf Platz zwei immer noch 1983, gefolgt von 1994 und 1992.
Auch beim Niederschlag war der Sommer in punkto Trockenheit Ende Juli noch weit vorne. Gerade mal 100 Liter/qm fielen in diesen zwei Monaten. Nur 1983 war die Menge noch geringer. Doch nach dem regenreichsten August der Messreihe war der Sommer 2006 nur noch im Mittelfeld zu finden. Von den 48 Niederschlagstagen steuerte der August allein 27 Tage bei.
Ebenso gravierend ist der Verlust eines Spitzenplatzes bei der Sonnenscheindauer. Lag der Sommer 2006 Ende Juli mit 501 Stunden noch auf Platz zwei hinter 1964 mit 526 Stunden, so änderte sich das bis zum Ende beträchtlich. Mit den 126 Stunden, die der sonnenscheinärmste August noch hinzugab, wurden insgesamt 627 Stunden erreicht, das sind über 100 Stunden weniger als im Supersommer 2003 und damit auch hier trotz des Julivorsprunges ein Absturz ins Mittelfeld.
Dieser Sommer verlief zunächst eigentlich ziemlich regelkonform. Nach einem bemerkenswert kalten Start (am 1. Juni Höchstwert nur +9,2 Grad) und einer etwas verfrühten Schafskälte begann die „Sommerzeit“ gegen Ende des ersten Junidrittels und brachte dem Juni einen Temperaturüberschuss von 2,2 Grad. Noch heißer wurde der Juli, der am Ende 4,2 Grad zu warm ausfiel und in etlichen Gegenden Deutschlands sogar der wärmste Juli überhaupt wurde.
Mit dem Monatswechsel zum August endete dann auch der „gefühlte“ Sommer. Im August gab es nur noch einen einzigen Tag mit einer Höchsttemperatur von mindestens 25 Grad. Heftig war auch der Unterschied der Monatsdurchschnittstemperatur von Juli und August, die Differenz betrug 6,4 Grad und ist bislang in Sommermonaten einmalig.
Der allseits propagierte Klimawandel reagiert also nicht nur mit einer Steigerung der Durchschnittstemperaturen, sondern auch mit einer sichtbaren Erhöhung der Varianzen.
Text: Franz Schmalz