[08.12.2005]
Konstanz. Der Bodensee hat einen historischen Tiefstand für Anfang Dezember erreicht. Der Wasserstand betrug am Donnerstag in Konstanz 2,47 Meter. Das ist ein Zentimeter weniger als der geringste Wasserstand, der bisher an einem 8. Dezember in den vergangenen 140 Jahren gemessen wurde. Regelmäßige Aufzeichnungen gibt es seit 1864. Der mittlere jahreszeitliche Pegel liegt 70 Zentimeter höher, wie die Landesanstalt für Umweltschutz (LfU) in Karlsruhe mitteilte.
Der Wasserstand ist dem Kreislauf der Natur folgend von Dezember bis März stets am niedrigsten. Das absolute Minimum wurde an mehreren Tagen im Februar und März 1858 mit 2,26 Metern gemessen. Schon im vergangenen Sommer lag der Seespiegel etwa einen Meter niedriger als saisonal üblich, wie Manfred Bremicker von der LfU erläuterte. Auf ein kurzes Anschwellen des Bodensees nach dem August-Hochwasser in den Alpen folgte ein extrem trockener Herbst, so dass es mit dem Wasserstand weiter bergab ging.
Noch hat der Wassermangel keine Besorgnis ausgelöst. «Für die Natur ist die Lage nicht dramatisch», sagte der Konstanzer Experte Harald Jacoby. Auch wenn viele Flachwasserzonen trocken lägen, finden Vögel genug Nahrung. Zudem erhole sich das Schilf, das 1999 durch das «Jahrhunderthochwasser» mit 5,65 Metern Wasserstand stark geschädigt wurde.
Die Ebbe führt an manchen Stellen zu seltenen Erscheinungen: Sandbänke ragen aus dem Wasser, die Uferstreifen sind mehrere hundert Meter breit. Die Blumeninsel Mainau, durch eine Brücke mit dem Festland verbunden, wäre gegenwärtig zu Fuß erreichbar. Die Chance lockt wegen des Schlamms jedoch niemanden. Im Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen findet das alljährlich im Winter anstehende Ausbessern der Pfähle, auf denen die Gebäude des Steinzeitdorfes ruhen, dieses Mal auf dem Trockenen statt.
Text: Landesportal Baden-Württemberg