[29.6.2006]
Hofstetten/Haslach/
Villingen-Schwenningen.
Nach dem Unwetter mit einem Toten, mehr als 100 Verletzten und Millionenschaden haben die Aufräumarbeiten in den südbadischen Gemeinden begonnen. In ersten Schätzungen sprachen die Behörden allein in Villingen-Schwenningen von 120 Leichtverletzten durch aprikosen- bis tennisballgroße Hagelkörner und Glassplitter.
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Was einmal ein blühender Bauerngarten |
In der Nähe von Haslach (Ortenaukreis) ertrank ein 66 Jahre alter Mann. Die Gewitterfront war am Mittwochabend mit starkem Regen, gewaltigem Hagel und Sturmböen über weite Teile Baden-Württembergs hinweggezogen. Baden-Württembergs größter Gebäudeversicherer, die SV-Versicherung, sprach von tausenden betroffenen Gebäuden und einer Schadenshöhe in einem höheren zweistelligen Millionenbereich.
In Schwenningen rückten am Donnerstag die Handwerker und Dachdecker zur ersten Hilfe aus. „Hier ist alles in diesen Branchen ausgebucht“, sagte ein Polizeisprecher. Trümmer von den Häusern, Laub und Äste wurde von den Straßen geräumt, nach wie vor waren am Donnerstag aber zahlreiche Gehwege gesperrt. Auch im Kinzigtal (Ortenaukreis) waren Stadt und Müllabfuhr den ganzen Tag über mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Weinberge in der Ortenau wurden nach Angaben des Badischen Weinbauverbands (Freiburg) nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Im Kinzigtal wurde ein Landwirt von den Wassermassen eines Baches mitgerissen, als er sein Vieh im Stall retten wollte und dabei unter einen Ladewagen geriet. Dieser sei von den Fluten weggespült worden, teilte die Polizei mit.
Allein im Kinzigtal richtete das Unwetter nach Polizeiangaben innerhalb von nur 45 Minuten einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe an. Das Unwetter zerstörte eine Brücke, setzte Keller und Tiefgaragen unter Wasser.
Dächer waren vom Sturm abgedeckt und Straßen überflutet worden. Zahlreiche Keller liefen voll Wasser, Bäume knickten um. Rund 35 Liter pro Quadratmeter regnete es innerhalb weniger Stunden rund um die Doppelstadt.
Allein im Teil Schwenningen zählte die Feuerwehr mindestens 500 Einsätze. Große Hagelkörner und starker Wind zerschlugen Dachfenster und rissen Ziegel von den Häusern. Hunderte Autos wurden zerbeult, Autoscheiben zertrümmert. Demolierte Verkehrsampeln baumelten lose an ihren Pfosten. „Die Schäden dürften noch höher sein als beim Hagelunwetter vor vier Jahren“, sagte ein Polizeisprecher. „Die Schadenssumme dürfte daher bei weit über zehn Millionen Euro liegen.“
In Trossingen (Kreis Tuttlingen) gingen eine Viertelstunde lang etwa zehn Zentimeter große Hagelkörner nieder, wie der Sprecher der Polizei Tuttlingen, Wolfgang Schoch, mitteilte. Zehn Menschen wurden leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht. Die Hagelkörner waren auch hier so wuchtig, dass sie Dachziegel durchschlugen und Dächer abdeckten. Rund 360 Häuser und mehrere hundert im Freien stehende Autos wurden beschädigt und zerbeult, Scheiben zerbarsten. Telefonleitungen brachen zeitweise zusammen. Auf den Straßen stand das Wasser, weil Gullys verstopft waren.
Während einige Gemeinden stark betroffen waren, regnete es in anderen kaum. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes wurden im pfälzischen Wörth am Rhein innerhalb von drei Stunden mehr als 70 Liter pro Quadratmeter gemessen, im nur wenige Kilometer entfernten badischen Karlsruhe dagegen nur einer. „Exakte Vorhersagen sind daher sehr schwierig“, sagte ein Meteorologe. Die Unwettergefahr sei aber für die nächsten Tage vorbei. „Wir können unbeschwerte Hochsommertage genießen.“
Text: Landesportal Baden-Württemberg
Bild: Ralf Stepper