[09.5.2005]
Hausach. In einer grandiosen Inszenierung mit tiefberührenden Szenen und Gesangsdarbietungen feierte die Rockoper „Jesus Christ Superstar“ am Mittwoch eine gelungene Premiere.
Auch am Donnerstag und Freitag bewegten die über hundert Akteure, vor einem bis auf den letzten Platz besetzten Haus, im Robert-Gerwig-Gymnasium.
Seit jeher gibt die Geschichte um Jesus von Nazareth Anlass zu Spekulationen, bot zahlreichen Regisseuren, Autoren und Komponisten unzählige Möglichkeiten, die Passion des Christus neu zu erfinden.
Mit der Rockoper „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber und den Texten von Tim Rice wurde die Legende um den König der Juden völlig neu interpretiert. Modern und zeitlos könnte das Geschehene auch gerade jetzt erst stattfinden.
Judas Ischariot scheint als einziger zu erkennen, in welche Situation sich Jesus von Nazareth verfahren hat. Voll Hass, Zweifel und Liebe schwärzt er Jesus an. Eigentlich ist die 2000 Jahre alte Geschichte ja bekannt, trotzdem erscheinen die Protagonisten in einem völlig neuen Licht. Wie auf den Leib geschrieben, durchleben die Darsteller ihre Rollen.
Allen voran Thilo Mensak als charismatischer Jesus. Stimmgewaltig und gefühlvoll singt Mensak den Part des Judenkönigs, gepeinigt, zweifelnd und voll von Liebe zur Hure Maria Magdalena, dann wieder herausfordernd und wutentbrannt gegenüber den feilschenden und falschen Tempelhändlern.
Giovanni Santo als Judas Ischariot, der fiese und bemitleidenswerte Verräter, überzeugte durch seine schauspielerischen Talente, hervorragenden Gesang und eine Gestik, die das Publikum faszinierte. Als Maria Magdalena begeisterte Patricia Gisler, die sich gefühlvoll die Liebe zu Jesus eingestand.
Steffen Czyzewski kam als Pontius Pilatus zu besonderem Ruhm. Kein anderer hätte so mimisch gekonnt und gesanglich genau, den etwas überheblichen und doch so hadernden Vollstrecker spielen können.
Auf eine kurios exzentrische Weise, in Hawaiihemd, mit Strandtänzerinnen, Cocktails und übergroßen Sonnenbrillen präsentierte sich die Welt des Herodes. Matthias Schaddock fügte sich perfekt in die Rolle des irren Königs.
Peter Lohmann als Kaiphas und Roland Uhl als Annas sorgten mit den Hohepriestern Tobias Bröhl, Christoph Paulus und Stefan Jägle für den gewissen Schauer beim Publikum. David Eisenmann als Petrus, der treu ergebene und doch so verleumderische Jünger, überzeugte, vor allem als er sich zu retten versucht und im Duett mit Maria Magdalena, wenn alles verloren scheint.
Schauspielerisch liefen die Akteure zur Höchstform auf. Egal ob beim Zug durch die Reihen des Publikums mit Palmwedeln und himmelhochjauzend oder als keifende und wie die Aasgeier feilschenden Händler, die im Tempel ihrem Gewerbe nachgingen.
Beängstigend sind die Leprakranken, die in Lumpen gehüllt, humpelnd und kriechend Jesus einkesseln. Mit dem gleichen Gesang preisen die Anhänger Gott und fordern genauso überzeugt die Kreuzigung von Jesus.
Die Partituren vom Orchester wurden perfekt abgestimmt und ein überwältigendes Zusammenspiel zwischen Musiker, Solisten, Mittel- und Oberstufenchor entstand.
Dezent wurden die englischen Originaltexte über eine Leinwand ins deutsche übersetzt und Filmsequenzen des Kreuzweges während „Superstar“, dem wohl bekanntesten Song aus dem Musical, eingespielt.
Nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne herrschte emsiges Treiben. Ohne die vielen Helfer wäre diese gigantische Aufführung unmöglich gewesen.
Das gelungene Miteinander zwischen Schülern und ehemaligen, Lehrern, Eltern und Freunden des Robert-Gerwig-Gymnasiums lies die Harmonie und das Hand in Hand der Mitwirkenden erkennen. Reinhardt Bäder übernahm die Gesamtleitung des Projekts, Sabine Schneider die Choreographie.
Weit über die Region hinaus sind die Aufführungen des Robert-Gerwig-Gymnasiums bekannt. Anspruchsvoll und wie man meinen könnte, mit Schauspielern und Sängern von den ganz großen Theater-, Opern- und Musicalbühnen, machten bisher das Besondere aus.
Mit „Jesus Christ Superstar“ übertrafen sich die Akteure nun aber noch mal selbst. Nicht wenigen Besuchern lief ein Schauer über den Rücken und das Erlebte wirkte noch lange nach. Die Mühen hatten sich gelohnt, was auch der anhaltende Applaus bewies.
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Text und Bilder: Christiane Agüera Oliver