[25.11.2014]
Schnellingen. Die Spuren aus seinem ereignisreichen Lebensweg zeichnete Gotthard Vetter am Sonntagabend im Gasthaus „Blume“ in Schnellingen im Rahmen der Lesung aus seinem neuen Buch „Nicht Haben Müssen: Eine Befreiung“ vor vollem Haus eindrucksvoll nach.
Vor vollem Haus und einem erwartungsfreudigen Publikum las Gotthard Vetter (vorn Mitte)
aus seinem neuen Buch „Nicht Haben Müssen: Eine Befreiung“. Christine Störr (vorne links),
die Gotthard Vetters Gedanken zu Papier brachte, Ehefrau Anne (vorne rechts)
sowie Verlegerehepaar Roland und Ursula Klöpfer (hinten von links)
und Bettina Lehmann mit Gitarre gestalteten den Vorleseabend durch ihre Beiträge
„Ich bin vollkommen überwältigt!“, leitete der Autor seine Begrüßung ein, denn neben den vielen Besuchern waren auch seine Kinder und Enkelkinder, Verwandten, Freunde, Bekannten und Weggefährten anwesend, darunter der 98-jährige Onkel Georg und die 92-jährige Tante Lisbeth Rauer aus Fischerbach. Mit ihm am Tisch saßen seine Ehefrau Anne, Christine Störr aus Hofstetten, eine bekannte Kinderbuchschreiberin sowie das Verlegerpaar Ursula und Roland Klöpfer vom gleichnamigen Verlag aus Ottersweier-Hatzenweier. Mit eigenen Liedern und Gitarrenspiel hatte Bettina Lehmann aus Oberharmersbach die musikalische Gestaltung übernommen. Dabei sang sie auch Liedverse, die Gotthard Vetter auf bekannte Melodien umgetextet hatte, zum Beispiel „ Ein Lied gegen das Abkassieren“ nach der Melodie „Von den blauen Bergen kommen wir“.
Bei der Erstellung des Buches hatte Christine Störr großen Anteil. Seit 2012 musste deshalb viel Material gesichtet werden. Auch wurden viele Gespräche geführt, bis das Werk druckreif war. „Ich fasste Gotthards Erzählungen und Berichte in Worte und schrieb es nieder.“ bekannte die „Ghostwriterin“ bescheiden. Gedruckt und gefertigt wurde der 75 Seiten umfassende Band im Verlag und Buchbinderei von Roland Klöpfer, der auf solche Aufträge spezialisiert ist.
In seiner Lesung nahm Gotthard Vetter sein Publikum auf eine Reise durch sein bewegtes Leben und „um die halbe Welt“ mit. Breiten Raum nimmt seine Kindheit und Jugend ein. Im Herbst 1940 geboren, nahm er als Kind noch fünf Kriegsjahre wahr. Das bäuerliche Leben und den Aufbau der Nachkriegszeit schildert er sehr bildhaft. Ob beim Vespern auf dem Acker mit „Bibeleskäs“, ob Säcklestrecken nach einer Schlachtung, letzte Totenwache mit Kartenspiel in der Nähe des aufgebahrten Verstorbenen oder seine Zeit auf der nur zweiklassigen Volksschule, die er „Uni Schnellingen“ nannte, es waren durchweg heitere aber auch besinnliche Begebenheiten, die er in urbadischem Dialekt darbot. Für die Nichteinheimischen übersetze er seine Ausführungen humorvoll ins Hochdeutsche, in welchem auch das Buch geschrieben ist. Seine prägende Zeit als Entwicklungshelfer in Indien, sein beruflicher Werdegang von der Ausbildung bei der Haslacher Firma Benz, sein Engagement in der christlichen Arbeiterjugend CAJ bis hin zu seiner Tätigkeit in der Gewerkschaft finden in entsprechenden kurzen Geschichten, Erzählungen und Schilderungen im Buch ihren Platz. Sein aufrichtiger Bezug zum christlichen Glauben und zur Kirche und sein Einsatz für die Benachteiligten in unserer Gesellschaft begleitet ihn bis heute als Vorsitzender der katholischen Arbeitnehmerbewegung KAB und sein Projekt „Herz für die Freiburger Straßenkinder.“
In seine Lesungen und Ausführungen bezog er auch das Publikum mit ein, indem er die Personen ansprach, die in den Texten vorkamen oder zu der Zeit in Schnellingen wohnten.
Am Ende der eineinhalbstündigen stets unterhaltsamen und inhaltsreichen Veranstaltung wurde er mit begeistertem Beifall bedacht, musste viele Hände schütteln und auch zahlreiche Bücher mit Widmungen versehen.
Zweite Veranstaltung
Eine zweite Veranstaltung ist für Mittwoch, 3 Dezember, um 19.30 Uhr in der Buchhandlung von Ulrike Limberger geplant. Dann wird Martin Schaeffer die musikalische Umrahmung gestalten. Sicherlich werden auch an diesem Termin viele Zuhörer alle Stühle besetzen. Denn am vergangenen Sonntag in der „Blume“ war das geräumige Nebenzimmer restlos besetzt. Es mussten sogar noch Stühle organisiert werde. Etliche Besucher standen an den Seiten oder saßen gar auf dem Boden. Mehr als zwanzig Personen umlagerten den beliebten Autor nach seiner Buchvorstellung in der Gaststube, da sie keinen Platz mehr gefunden hatten. Auch gingen etliche Personen wohl etwas enttäuscht nach Hause, da sie keinen Einlass mehr gefunden hatten. Dies unterstreicht vor allem der große Bekanntheitsgrad und die Beliebtheit, deren sich der mutige aber auch nicht immer bequeme Schnellinger Bürgersohn erfreuen darf.
Wer das Buch erwerben möchte, findet hier Titel und Anschrift: Gotthard Vetter „Nicht Haben Müssen: Eine Befreiung!“ Erschienen im Verlag Roland Klöpfer in Ottersweier-Hatzenweier, 16,50 EURO.
Internet: www.buch-kloepfer.de
Text und Bild: Fred-Jürgen Becker