[10.2.2006]
Wolfach. An unserem Meteorologen Franz Schmalz geht keine Wettererscheinung unbeobachtet vorbei. Früher notierte seine Mutter die Wetterdaten in ein kleines Heft. Er führt inzwischen die Beobachtungen des Wetters weiter, so ist es ihm immer wieder möglich, das Wetter von heute mit den Wetterlagen früher zu vergleichen:
Wenn der Winter dieses Jahr auch ganz schön schlagzeilenträchtig ist und immer wieder für Furore sorgt lässt er sich doch nicht mit jenem vor 50 Jahren vergleichen. Damals im Jahre 1956 war es im Januar noch vergleichsweise mild und oft regnerisch. Zum Monatswechsel allerdings vollzog sich auch eine markante Wetteränderung. Während der Nordosten Deutschlands schon von kontinentaler Arktikluft erfasst wurde, lag der Südwesten zunächst noch in einer milderen Westströmung.
Am 30. Januar trieb der Westwind noch Regenwolken über den Schwarzwald, doch schon einen Tag später kam die Vorhut der Kälte auch hier an. Die Temperaturen sanken auf – 8 Grad. Richtig ernst wurde es am 1. Februar, die Temperaturen sackten noch weiter ab und das Thermometer zeigte nur noch um – 15 Grad an. Am Lichtmessmorgen wars – 20 Grad kalt.
An den Folgetagen schwächte sich die Kälte wieder leicht ab, zeitweise schneite es etwas. Nur wenige Tage später folgte dann ein weiterer extremer Kälteschub. Blieb in diesem Jahr die „Russenkälte“ quasi in der Mitte Deutschlands stecken, damals hatte sie keine Probleme ganz Mitteleuropa in den Griff zu bekommen. Am 8. Februar herrschten schon wieder zweistellige Minusgrade am Morgen.
Ihren Höhepunkt erreichte die Februarkälte am 10., das Minimum sank auf -22 Grad und selbst am Tage wurden nicht mehr als -15 Grad gemessen. Dazu wehte noch ein mäßiger bis strammer Ostwind der diese Kälte richtig schneidig machte. An vielen Orten wurden neue Minusrekorde aufgestellt die noch heute Bestand haben. Auch in Wolfach wurde lediglich am 9. Januar 1985 nochmals eine Temperatur von -22 Grad gemessen.
Das öffentliche Leben kam damals ziemlich zur Ruhe, man zog sich in die warmen Stuben zurück. An den Fenstern bildeten sich viele Eisblumen, etwas was man bei den gut isolierten Doppelglasfenstern heute so gut wie nicht mehr kennt. Zudem gab es damals in den meisten Häusern noch keine komfortablen Ölheizungen, geschweige denn waren die Gebäude entsprechend isoliert. Auch die Kleidung entsprach nicht heutigen Wertmaßstäben.
Alle Wasserläufe waren schnell mit einer dicken Eisschicht überzogen. Bis zum Monatsende ließ die strenge Kälte nicht locker. Zeitweilige Schneefälle wechselten mit klaren und dann klirrend kalten Nächten. Zusammen mit dem Februar 1929 war es hier im Südwesten der kälteste Februar des letzten Jahrhunderts. Die Temperaturabweichungen lagen hier um etwa zehn Grad unter den langjährigen Durchschnittswerten.
Nur der Februar 1986, also vor genau 20 Jahren konnte danach nochmals etwas an diesen ungewöhnlichen Wintermonat anknüpfen. Auch damals erfasste sehr kalte Kontinentalluft den Südwesten, zudem hüllte eine geschlossene Schneedecke während des ganzen Monats das Kinzigtal ein. Die Temperaturen lagen aber nicht ganz so tief wie dreißig Jahre zuvor, doch die Monatsabweichung von – 6,5 Grad war dennoch sehr beachtlich.
Text: Franz Schmalz
Fotos: Anke Bauer